Open-Air-Gottesdienst zum Weltgebetstag in Buchholz

Dialogpredigt zum Weltgebetstag aus Vanuatu: Worauf wollen wir bauen?

Fotos von der Ausstellung sehen Sie, wenn Sie ganz nach unten scrollen.

A:      Liebe WGT-Geschwister!

Die Frauen aus Vanuatu haben sich einen Predigttext aus der Bergpredigt ausgesucht. Er steht ganz am Ende dieser weltberühmten Rede Jesu im 7. Kapitel des Matthäusevangelium. Er lautet:

Alle, die nun meine Worte hören und entsprechend handeln, werden einer klugen Frau, einem vernünftigen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Felsen bauten. Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und überfallen dieses Haus – und es stürzt nicht ein! Denn es ist auf Felsen gegründet. Alle, die nun meine Worte hören und sie nicht befolgen, werden so unvernünftig sein wie eine Frau oder ein Mann, die ihr Haus auf Sand bauten. Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und prallen an dieses Haus – da stürzt es in einem gewaltigen Zusammenbruch ein!

B:      Mir scheint, die Frauen aus Vanuatu haben dieses Gleichnis gewählt, um der ganzen Welt zu zurufen: Worauf wollt ihr angesichts des Klimawandels bauen? Entscheidet Euch! Wollt ihr so weiter machen wie bisher und unseren Inselstaat untergehen lassen? Wollt ihr weiterhin auf Sand eure Häuser und unsere Welt bauen, so dass die Klimakatastrophen immer schlimmer werden und alles kaputt geht? Seht ihr nicht, dass der Meeresspiegel stetig steigt, hört ihr nicht, dass der Fischbestand stetig sinkt, dass alles voller Plastik ist. Unser Inselstaat wird von immer stärkeren Zyklonen heimgesucht. Was ist Euch wichtig? Entscheidet Euch? Seid ihr bereit zu einem ökologischen Umdenken, zu mehr Verzicht beim Fliegen beispielsweise? Oder ist Euch das alles egal und denkt nur an Euch? Baut ihr auf Sand oder auf Felsen? Entscheidet Euch! Es ist fünf nach 12! Wir müssen handeln!

A:      Hmmm, ich weiß nicht, das scheint mir ganz schön radikal. Ob das die Frauen Vanuatus so gemeint haben? Und ob Jesus das so gemeint hat?

B:      Ja, das glaube ich schon. Sowohl die Frauen Vanuatus als auch Jesus fordern uns auf, die Welt, Gottes Schöpfung zu retten. Wir müssen handeln. Und zwar jetzt. Er sagt in der Bergpredigt zu uns Christen: Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt! Heidrun, wir sind wichtig, Jesus fordert uns klar auf nach seinem Willen zu handeln.

A:      Aber ich bin doch nicht die Heilsbringerin! Dass, was Du da von uns verlangst, überfordert mich! Ich weiß oft gar nicht, was das richtige ist. Ein Beispiel: Sind wirklich E-Autos ökologischer sind als Benziner-Motoren? Die Akku-Herstellung und spätere Entsorgung sind so umweltfeindlich und wir haben noch lange nicht genügend alternative Energien, um die E-Autos zu laden. Und so geht es mir auch mit ganz vielen anderen Sachen: Welche Produkte sind wirklich umweltschonend hergestellt? Das ist ja alles gar nicht einfach.

B:      Ja, das stimmt schon, aber den Kopf deswegen in den Sand zu stecken und gar nichts machen, ist auf jeden Fall verkehrt.

A:      So ein ökologisches Umdenken können wir nicht erzwingen, es wächst langsam, ich wünsche mir, dass es überall sich entwickelt.

B:      Das ist ein schöner Wunsch – aber, das reicht mir nicht! Ehrlich, wenn ich an meine Freundin denke, die im Februar jeden Jahres es hier im kalten tristen Deutschland nicht mehr aushält und in die Sonne fliegt , nach Thailand oder nach Singapur, dann sehe ich rot. Das darf einfach nicht mehr sein!

A:      Aber kann ich anderen Vorschriften machen, wie sie zu leben haben? Geht es nicht zuerst um die Veränderung in meinem eignen Leben? Lass uns nochmals auf das Gleichnis zurückkommen: Jesus fordert die Menschen ja darin auf, auf Gott zu bauen! Er sagt: Wer mein Worte hört, der hat nicht auf Sand gebaut.

B:      Ja, das tue ich ja. Ich meine: Wer auf Jesus hört, der denkt an seine Mitmenschen, der weiß, dass wir den Nächsten sehen und auf ihn achten sollen. Und das bedeutet: Ich soll auf Vanuatu schauen, ich muss mein Verhalten ändern, um den Menschen Vanuatus und auch dem Land selbst zu helfen! Es geht Jesus ja nicht nur um die Menschen, sondern um die gesamte Schöpfung! Die ganze Schöpfung schreit und will erlöst werden. Und wir müssen handeln.

A:      Das ist mir zu viel Werkgerechtigkeit, zu viel „wir müssen“ und zu viele Verbote! In erster Linie geht es doch Jesus um Gottes Gnade. Es geht Jesus um die Zusage Gottes, dass er die Welt, die Schöpfung mit Mensch und Tier erlösen will. Es geht Jesus doch gar nicht in erster Linie um ethische Leistungen, sondern um Gottes Liebe zu uns. Es geht um Gottes Hingabe. Jesus tröstet am Anfang der Bergpredigt beispielsweise die Armen und Schwachen, die Hungernden und die Verfolgten und sagt ihnen Heil zu: Selig seid ihr! Und an anderer Stelle der Bergpredigt ermuntert er uns zuversichtlich und ohne Sorgen zu sein! Wir sollen wie die Vögel im Himmel sein. Er sagt: Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte in Scheunen. Trotzdem ernährt sie unser Vater im Himmel. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?

B:      Das stimmt schon. Er ruft uns auf, Gott zu vertrauen. Das veranschaulicht er auch mit dem schönen Vers von den Lilien auf dem Felde, die ebenfalls wachsen ohne zu arbeiten. Aber gleichzeitig fordert Jesus uns auf, seine Feinde zu lieben und wenn dich jemand fragt, ob er deinen Rock haben kann, dann gib ihm auch noch den Mantel! Das sind ganz viele Forderungen! Es geht im Evangelium nicht bloß um die Zusage: Gott hat euch alle lieb!

A:      Ja, ich möchte mich auch von den Bibeltexten herausfordern lassen und sie lebendig werden lassen. „Gute Früchte“ wachsen lassen – so heißt es doch auch in der Bergpredigt.

          Aber ich wehre mich dagegen, dass ich alle Probleme der Welt allein lösen soll und dafür verantwortlich bin.

          Letztlich hält doch Gott seine Welt in der Hand und sich in Jesus auf die Seite von uns Menschen gestellt.

B:      Genau, das stimmt. Das ist das Fundament unseres Lebens, Jesus ist der Fels auf dem wir bauen sollen. Er hat uns erlöst. Das ist der Zuspruch, die Zusage, und diese Erlösung bekomme ich geschenkt, ohne mein Zutun! Aber aus dieser Erlösung heraus, folge ich Jesus nach. Ich versuche es jedenfalls.

A:      Und machst auch Fehler.

B:      Klar und wir werden auch immer wieder Fehler machen.

A:      Und deswegen ist mir die Zusage der Vergebung durch Gott so wichtig.

B:      Meinst Du denn, dass Gott die Welt vor der ökologischen Katastrophe retten wird?

A:      Ja, das ist meine Hoffnung, darauf vertraue ich.

B:      Da bin ich ganz bei Dir. Das ist auch meine Hoffnung und darauf vertraue ich auch. Aber Gott braucht uns dazu. Gottes Hände sind unsere Hände. Und indem ich mich immer wieder auf Gott besinne, kann ich neu beginnen, mich korrigieren , wenn ich Fehler mache, schauen, was Gott für die Welt will. Wir haben doch den Bewahrungsauftrag als seine Ebenbilder bekommen. Er traut uns zu, dass wir, indem wir auf Gott schauen, die Welt bewahren.

A:      In kleinen Schritten

B:      ja, aber manchmal auch mit großen Schritten!

A:      dass wir anfangen zu überlegen: wo können wir unseren Lebensstil ändern, so dass die Klimaveränderung verlangsamt wird, so dass Menschen aus anderen Ländern überhaupt noch eine Chance haben?

Wo können wir uns für Schwache einsetzen? Wie können wir der Gerechtigkeit und Zuwendung Gottes Raum geben?

B:      Ja, das sind gute Fragen

A:      Wie können wir die Liebe, die uns täglich hält, an andere weitergeben? Im Vertrauen, dass Gott uns trotz unserer schuldhaften Verstrickungen weltweit immer wieder zum Handeln in Bewegung setzt, selbst wenn wir Fehler machen.

Und bei meinem Handeln möchte ich von der Grundhaltung der Frauen aus Vanuatu lernen: „Egal, was du tust, mit einem Lächeln auf den Lippen geht es leichter als mit Sorgenfalten auf der Stirn.“

B:      Ja, das gefällt mir. Mit Gottes Hilfe und indem wir uns auf Gott orientieren, können und sollen wir mutig handeln und Veränderungen wagen. Nicht allein, sondern im festen Vertrauen auf Gott: lasst uns anfangen! Das schöne Gebet von Christina Brudereck, das Du mir gezeigt hast, passt zu diesen Gedanken. Es lautet: „Lass mich einen Weg finden, der Liebe nicht vertreibt. Der unser Glück beschützt. Eine Lebensspur, die Güte hütet. Die mich zur Solidarität führt.“

A/B:   Amen.

 

 

Fotos von der Ausstellung, die ab 27. Juli auch bei uns zu sehen ist.