Bibelstunden auf dem Bauernhof

Bevor es in Bendestorf eine Kirche gab, vor dem Krieg, mussten die Konfirmanden bis nach Hittfeld zu Fuß gehen. Bendestorf hatte damals etwa 300 Einwohner, da waren Bauernhöfe, ein paar Geschäfte und Handwerker. Dies änderte sich nach dem Krieg: 1954 gab es 1.082 Einwohner und 1961 schon 1.322. Bei der regen Bautätigkeit in den 60er-Jahren rechnete man mit einer möglichen Gesamteinwohnerzahl von 3.000.

Das wachsende Dorf machte auch einen eigenen Friedhof notwendig, der 1947 eingerichtet wurde. Am 3. Mai 1958 schrieb Bürgermeister Wucherpfennig an die Kirchengemeinde Hittfeld: „Die Gemeindeverwaltung fragt hiermit höflichst an, ob die Möglichkeit besteht, dass seitens der beiden großen Konfessionen für den Bau einer ... Kapelle Zuschüsse gewährt werden können". Der Kirchenvorstand stimmte zu, aber das Landeskirchenamt erklärte, dass Friedhofskapellen grundsätzlich nicht bezuschusst werden. 1959 errichtete die Gemeinde dann eine Leichenhalle. 

Der Glaube lebt in Bendestorf. Meta Lange (25 Jahre Küsterin) kam 1958 nach Bendestorf und erinnert sich: „Ich bin immer mit Oma Menk ins Altenheim Ballhausen gegangen. Einmal im Monat war da Gottesdienst, gehalten von Pastor Quantz aus Hittfeld. Bendestorf gehörte ja damals zum Kirchspiel Hittfeld. Es waren eine ganze Menge Leute da, mehr Flüchtlinge als Einheimische. Auf dem Bauernhof Richers gab es im Winter Bibelstunden." In der Schule wurde Kindergottesdienst gehalten, 30 Kinder kamen. Schließlich wurde auch der Konfirmandenunterricht in der Schule abgehalten, der Frauenkreis traf sich im Sitzungsraum des Gemeindebüros.

Nun wollten die meisten Bendestorfer aber eine eigene Kirche. Sie sahen in Hamburg viele neue Kirchbauten und wollten auch für ihren Ort ein Gotteshaus und nicht acht Kilometer bis nach Hittfeld reisen müssen.

Das Projekt wird wahr

Die Planungsphase

Nach dem Krieg wurde für viele Deutsche aus der Flucht wieder ein Lebensweg, sie waren davongekommen und konnten neu anfangen. Viele Hamburger (die Stadt wurde 1943 ausgebombt) haben ihr Wochenendhaus ausgebaut und in Bendestorf eine neue Bleibe gefunden. Der Kirchenbau war für Einheimische und neu Zugezogene ein verbindendes Projekt.

Lange wurde ein Standort gesucht. 1959 schließlich schenkte die Bäuerin Hermine Lührs (jetzt Klenner) der Kirchengemeinde ein Stück Ackerland, das Kirchgrundstück. Der Gemeindarat erteilte dem Weg, an dem das Grundstück lag, 1961 den Namen "Kirchstraße". 1963 war der mit allen zuständigen Stellen abgestimmte Plan für das Gotteshaus fertig.

Eine der strittigen Fragen lautete beispielsweise: Ist es hell genug im Kirchenschiff? Architekt Jürgen Sluyterman von Langenweyde erinnert sich an die Worte von Herrn Grundmann vom Amt für Bau- und Kunstpflege, Hannover: "Wenn die Kirche zu dunkel ist, dann kriegen Sie Ärger!". Daraufhin baute Sluyterman einen Pappkasten im Maßstab 1:33, die Fenster aus Pergamentpapier, legte ein Gesangbuch hinein und siehe da: man konnte die Strophen lesen. So ist ein Innenraum entstanden, in dem man sich sammeln kann, Geborgenheit verspürt und Abstand bekommt von Hast und Hektik.

Die Kirche hat laut Schlussabrechnung 436.618,93 DM gekostet. Die Finanzierung machten zahlreiche Spenden möglich. Die erste große Spende kam von Dr. Koch. Weitere Bürger gaben größere Summen und auch die Kommune stellte Gelder bereit. Haussammlungen wurden ab 1961 in Bendestorf und im ganzen Kirchspiel Hittfeld durchgeführt. 

Schwerstarbeit im Glockenturm

Die Bauphase

Der Bau konnte beginnen. Am 30. Januar 1964 konnte Richtfest gefeiert werden, danach begann der Turmbau. Am 3. Advent 1964 um 15 Uhr konnte der Architekt dem Hausherrn, Pastor Dieter Quantz, den Schlüssel überreichen. In der ersten Predigt mahnte der Landessuperintendent: "Das neue Gotteshaus in Bendestorf soll dazu dienen, unter Gottes Wort wieder zu einer neuen Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit zu finden." Eine Verpflichtung  bis zum heutigen Tage.

Glocken, Kreuz und Orgel fehlten bei der Einweihung jedoch noch. Erst am Heiligen Abend 1964 erklangen zur Christvesper zum ersten Mal die sechs Glocken. Sie wurden in Sinn/Dillkreis von der Firma Gebrüder Rincker gegossen. Beim feierlichen Glockenguss waren Bürgermeister Adolf Wilhelm Wucherpfennig mit Gattin, Ratsherr Rudolf Thiemann, der Architekt Jürgen Sluyterman von Langeweyde und mehrere Handwerksmeister anwesend. Die Monteure brauchten zwei Tage, um die insgesamt eine Tonne wiegenden Glocken im Turm aufzuhängen und die elektrischen Läutemaschinen zu installieren.

Im März 1965 traf das Altarkreuz in Bendestorf ein, nachdem es zunächst per Schiff von Catania/Sizilien nach Hamburg transportiert worden war. Der Künstler Prof. Sebastiano Milluzzo hatte es nach Vorgaben von Pastor Dieter Quantz gestaltet. Zuvor, am 11. August 1964, war er in Bendestorf gewesen, hatte sich die Kirche angesehen und im Schlangenbaum übernachtet. Der Spender des Kreuzes, Herr Dr. Walter Matuschke aus Bendestorf, schrieb ihm: "Ihre Skizzen und die Probe haben nicht nur Zustimmung, sondern Begeisterung hervorrufen." Dennoch gab es Änderungswünsche, so wurden die weinenden Frauen unter dem Kreuz (also auch Maria, die Mutter Jesu, wohl zu katholisch) in ein Pferd verändert. Die Firma Schürfeld & Co. stellte die Transportkosten (Seefracht, Umschlaggebühren, Versicherung, Landtransport) zusammen - insgesamt 266,30 Mark. Am 7. März 1965 wurde das Kreuz eingeweiht, die Konfirmanden erklärten der Gemeinde, was alles auf den Bildern zu sehen ist. Bis heute machen die Emaillebilder aus dem Leben und der Verkündigung Jesu den Altarraum lebendig.

Und was wäre eine Kirche ohne die Lebendigkeit der Musik! Allerdings erklang erst Weihnachten 1970 die zwölfregistrige Orgel, gebaut von der Firma Klaus Becker, Kupfermühle. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 42.957 Mark, davon hat die politische Gemeinde 10.000 Mark übernommen. Auch viele Bendestorfer spendeten wieder, besonders Paul Opländer, der sich als Kirchenvorsteher für eine richtige Orgel und gegen ein elektronisches Instrument stark gemacht hatte. Am 7. März 1971 wurde die Orgel mit einem festlichen Konzert eingeweiht. Auf der Orgelbank saß Organist Gottfried Piper aus Gehrden und den Kirchenchor Hittfeld leitete Friedrich Wilhelm Klumb.

Die weitere Ausstattung der Kirche wurde von der Werkstatt für kirchliche Kunst Friedrich Stuhlmüller aus Hamburg vorgenommen: Lampen, Altarleuchter (gestiftet von Meta Strelow), eine Taufschale (von Sluyterman v.L. / H. Strebel), Abendmahlsgerät, Türgriffe.

Der Weg in die Eigenständigkeit

Zu Anfang wurde sonntäglich Gottesdienst gehalten, alle 14 Tage Kindergottesdienst und gelegentlich Abendgottesdienst. Die Gemeinde wurde von Jesteburg aus betreut. 1976 wurden die Bendestorfer Peter Meyer und Wilhelm Marquardt zu Kirchenvorstehern im Jesteburger Kirchenvorstand. Da die zu geringe Gemeindemitgliederzahl keine eigenständige Kirchengemeinde zuließ, versuchten die Bendestorfer, dies gemeinsam mit Harmstorf zu schaffen. Doch am 3. Oktober 1979 sprachen sich die ev.-luth. Christen aus Harmstorf im Gasthaus Maack für ein Verbleiben im Kirchspiel Hittfeld aus.

In den 80er-Jahren zogen dann viele junge Familien zu, darunter auch heutige Kirchenvorsteherinnen. Unter der Leitung von Barbara Schuhmacher entstand ein Gesprächskreis, der sich erst reihum in den Häusern, später in der Thiemannscheune traf. Ein Gemeindeausschuss wurde gegründet, der das kirchliche Leben in Bendestorf neu in Schwung brachte. Konzerte, Gemeindefeste, "Lyrik und Musik" und besondere Gottesdienste wurden durchgeführt.

Schließlich können die Kirchenvorsteher Barbara Schuhmacher und Wilhelm Marquardt die Einrichtung einer Pfarrstelle für Bendestorf erreichen.

 

Bilder vom Bau der Kirche können Sie hier sehen.